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Die lange Muraltmauer am alten Seedeich entlang des Grevelingen bei Scharendijke ist beeindruckend und als nationales Denkmal gekennzeichnet. Das Kunstwerk beginnt westlich von Scharendijke, beim noch in den Dünen positionierten "Koepeltje". Östlich des Yachthafens setzt es sich in Richtung Den Osse (Langendijk) fort. Dort befinden sich auf der Landseite Deichbrüche und Karrenfelder aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Schöne Aussicht

Gehen Sie einmal von Westen über den Deich zum Yachthafen, oberhalb des Inlaags, der Elkerzeese Straße und des Bakens. Vom mit feinem Kies bestreuten Wanderweg aus haben Sie einen herrlichen Blick auf den Grevelingen-See mit der Schlickinsel Hompelvoet. Nach Nordwesten hin wiegt sich nicht mehr das mit grauen Schaumkronen gekrönte Meer, sondern dort liegt der sichere Brouwersdam. Dort am Horizont erheben sich die gevels (Fassaden) des mediterran anmutenden Erholungsdorfs Port Zélande mit der Kabbelaarsbank. Auf der Landseite schauen Sie über die Dächer der bescheidenen Dorfhäuser von Scharendijke.

Jonkheer De Muralt

Muraltmauern sind eine Erfindung von Jonkheer ir. Robert Rudolph Lodewijk de Muralt. De Muralt begann seine Karriere in Niederländisch-Indien als Ingenieur des Wasserbaus im Zivilen Öffentlichen Arbeiten. Anschließend kam er nach Schouwen. Von 1903 bis 1913 war er hier Leiter der Technischen Abteilung des Wasserverbandes. De Muralt hatte bereits ein System von bewehrten Betonbuhnen entwickelt, das wesentlich günstiger war als die herkömmlichen Basaltbuhnen. Diese Betonbuhnen überstanden die Sturmfluten von 1906 und 1911 nahezu unbeschadet. Für seine Bemühungen erhielt De Muralt den renommierten Conrad-Preis, eine internationale Auszeichnung.

Alternative Deicherhöhung

Wie bereits nach der Sturmflut von 1808 beschloss man nach der Flut von 1906 eine allgemeine Deicherhöhung. Auch diesmal kam De Muralt mit einer kostengünstigen Betonlösung. Er entwickelte die Muraltmauern: eine alternative Deicherhöhung, für die man den Deichkörper nicht verbreitern musste. Eine enorme Einsparung. Zwischen 1906 und 1935 wurden in Zeeland etwa 120 Kilometer Seedeich mit solchen Mäuerchen versehen. Das entsprach etwa einem Viertel aller Seedeiche in Zeeland in diesem Zeitraum!

Unheil

Leider konnte mit dieser Maßnahme das Unheil nicht abgewendet werden. Die Sturmflut von 1953 zeigte das vernichtend auf. Die meisten "Muraltmauern" wurden bei den Deichverstärkungen nach 1953 entfernt. Auf Deichen, die keine primäre Wasserabdichtungsfunktion mehr haben, blieben die Mäuerchen jedoch erhalten, wie entlang des Veerse Meeres bei Wolphaartsdijk oder entlang des Oosterschelde-Deichs bei der Plompe Toren.

Östlich von Scharendijke ist an der Muraltmauer ein blaues Denkmalplakat des Wasserverbandes Zeeuwse Eilanden angeschraubt. Es wirkt klein und unbedeutend an der langgestreckten Muraltmauer. Auf dem Schild befindet sich auch eine Flutmarke der Sturmflut von 1953.

Quelle: Zeeuwse Ankers, Muraltmauer bei Scharendijke